Montag, 24. August 2015

Das Leid mit dem Kleid

Als ich vor knapp 5 Jahren meinen Heiratsantrag bejaht hatte, dachte ich, das mit dem Brautkleid kaufen wird ne riesen Gaudi....! Ist es nicht. Jedenfalls meistens. Mittlerweile habe ich es nun bei mehreren Frauen miterlebt und es bewegte sich meistens auf einer Skala von "mittelmäßig anstrengend" über "totale Vollkatastrophe" bis "ich schmeiß die Sache hin". 
Na, ganz so schlimm ist es nicht, aber eben leider meistens auch nicht so easy und toll, wie man es
sich vorstellt. Manche haben Glück und es klappt tatsächlich auf Anhieb mit dem Traumkleid. Für andere wiederum ist es aber doch manchmal eine ziemlich schwere Geburts.

Es ist dabei witzigerweise auch relativ wenig entscheidend, zu welcher Kategorie Braut man gehört, den Prinzessinnen, den Unsicheren oder den Kleidermuffeln.

Die Prinzessin träumt schon seit dem Kindergarten vom Heiraten und hat Ihr Kleid genau vorm geistigen Auge. Sie weiß zu 100%, was sie will. Leider sind zu konkrete Vorstellungen manchmal aber auch etwas hinderlich. Man neigt dann zu Tunnelblick und Kompromißlosigkeit. Ist doch super, denkst Du, was kann passieren? Nun, im günstigsten Fall tatsächlich nichts. Sie findet ihr Kleid und ist glücklich damit. Allerdings gibt es auch völlig andere Szenarien:
Sie geht siegesgewiss los auf die Brautkleidjagd und....................... findet es nicht! Nicht mal ein ähnliches. Gar nichts, wie sie es sich vorgestellt hat. Das ist dann wirklich doof. Denn von so einer exakten Vorstellung wieder runter zu kommen, ist gar nicht so einfach.
Oder aber sie findet es und es steht Ihr leider überhaupt nicht. Am Fotomodell und auf der Schaufensterpuppe sah es so schön aus. Aber für sie ist der Schnitt unglücklicherweise gar nicht optimal.
Es ist auch schon vorgekommen, daß sie Ihr Kleid findet, es auch wunderschön aussieht, genau so wie sie es wollte, und dann stellt sie bei der Anprobe fest, daß sie sich aber leider darin überhaupt nicht bewegen kann. nicht mal richtig die Arme heben! Aber sie tanzt doch so gern. Und nun? So geschehen vor etwa 15 Jahren bei meiner Schwägerin. Ich war damals gerade frisch aus dem Modedesign Studium raus und hab angefangen in meinem Beruf als Bekleidungstechnikerin zu arbeiten. Ich habe Ihr dann ein Kleid rausgesucht, das eigentlich gar nicht Ihren Vorstellungen entsprach, Ihr allerdings wirklich super stand und ganz entzückend aussah. Und auch einen Rocknroll mitgemacht hat. Sie war aber trotzdem ganz unglücklich und konnte sich noch nicht so recht damit anfreunden. Erst, nachdem ich Ihr zu Hause eine Zeichnung angefertigt hatte, um Ihr zu zeigen, daß doch am Ende, wenn Schleier, Brautstrauß, Haare, Make-up etc. dazukommen, das Kleid dann doch eigentlich sehr " brautig" aussieht, konnte sie es sich besser vorstellen und hat es gekauft. Sie war eine wunderschöne Braut und hat eine wirklich tolle Hochzeit damit gefeiert, mit viel tanzen.

Deshalb, liebe Bräute der Kategorie Prinzessin: Keep your mind open! Immer nochmal über den Tellerrand kucken, kann nie schaden. 

Die unsichere Braut möchte zwar gern ein Brautkleid haben, tut sich aber generell ein bißchen schwer in Sachen Mode und hat eigentlich gar nicht so wirklich eine Vorstellung, was ihr gefallen bzw. was zu ihr passen würde. Da sie aber auch nicht über das größte Selbstbewußtsein verfügen, läßt sie sich leider leicht reinquatschen und die Meinung von anderen (Mutter, Schwiegermutter, Trauzeugin etc.... ) aufdrängen. Sie ist ein leichtes Opfer von übermotivierten Verkäuferinnen, die mehr an Ihre Provision als an das Glück der zukünftigen Braut denken. Es gibt ja wirklich sehr tolle, motivierte Verkäufer, die Ihren Job mit Liebe machen und wirklich das Wohl des Kunden im Auge haben, keine Frage. Aber es gibt auch einige, die wirklich skrupellos sind. So ist mein Mann zum Beispiel mal an eine teure Designerjeans gekommen, die aussah wir von Opa. Diese Verkäuferin hätte ich echt verkloppen können. Leider war ich ja nicht dabei. Dann wäre das nicht passiert.

So geht es dann oft auch unserer Braut. Am Ende steht sie da mit einem Kleid, in dem sie sich gar nicht wirklich wohl fühlt. Sie fühlt sich verkleidet und richtig gefallen tut es Ihr auch nicht. Wenn sie ganz ehrlich ist, war es von Anfang an nicht wirklich ihres. Aber alle haben so begeistert auf sie eingeredet, daß sie sich einfach nicht getraut hat, nein zu sagen. Nicht gut!

Euch kann ich nur raten : Laßt die ganzen Menschen zu Hause und holt Euch EINE gute, neutrale Beratung an die Seite. Mit ein paar gezielten Fragen kann man durchaus schon im Vorwege etwas herauskristallisieren, in welche Richtung es mit dem Kleid gehen müßte. Und mit einer Person, die wirklich etwas davon versteht, aber nicht emotional eingebunden ist, seid Ihr vermutlich besser beraten, als wenn Euch die halbe Familie reinbrüllt und jeder versucht, seine eigenenen Traumvorstellungen auf Euch zu projezieren. 

Dann gibt es noch den Kleidermuffel. Sie ist eher ein Hosenmädchen und findet Kleider im Allgemeinen und BRAUTkleider im Besonderen eigentlich total schrecklich.

Hier ist ein gutes Vorgespräch mit einer möglichst neutralen (also nicht verkaufsinteressierten) Fachkraft oder Person Deines Vertrauens, die ein gutes Gesprür für Kleidung hat und Dich als Typ kennt und versteht, sehr hilfreich, um Dich an das Thema ranzutasten
Denn erstmal solltest Du für Dich klären, ob Du wirklich absolut gar kein Kleider Typ bist und vielleicht eher mit einer Hose oder einem Overall glücklich wirst. Gibts ja alles. Oder aber, wenn doch Kleid, mit welchem Schnitt Du Dich am ehesten anfreunden kannst? Dann kann man sich dem Thema nähern und verschiedene Sachen anprobieren. Das wichtigste ist, daß Du Dich nicht verkleidet fühlst.

Mein Rat an Dich: Bevor Du Dich dem Brautkleid komplett verweigerst, gehe nochmal in Dich und versichere Dich, daß Du das wirkich nicht brauchst. oder fahre spaßeshalber einfach mal in einen Brautladen und ziehe ein paar Kleider an, nur zur Sicherheit, daß das wirklich nicht Deins ist. Manche haben da auch schon eine Überraschung erlebt.

Dann sei ein bißchen experimentierfreudig. Man kann zum Beispiel auch ein normales Kleid mit "brautigen" Accessoires "auftunen", genau so wie man auch ein richtiges Brautkleid mit bestimmten Accessoires "runtertunen" und so etwas lässiger machen kann. So kann zum Beispiel ein Rockabilly Mädchen durchaus ein rotes Kleid mit weißen Punkten mit einem weißen Petticoat, Schuhen und einem Fascinator mit Schleier super auf Brautoutfit hochstylen. Ein Punkmädchen kann wiederum mit Chucks oder Doc Martens und einer Jeansjacke ein langes Elfenkleid typgerecht runtertunen.

Und glaub mir - auch wenn Du vielleicht denkst, Du brauchst das nicht - irgendwie will doch jedes Mädchen auf Ihrer Hochzeit besonders schön aussehen. Wie sich das dann gestaltet, das ist völlig dahingestellt. Hauptsache DU fühlst Dich perfekt.

Zusammenfassend sei aber allen gesagt: Wenn es nicht gleich beim ersten Anlauf klappt, vielleicht auch nicht beim zweiten, dann laßt den Kopf nicht hängen. Irgendwo wartet es auf Euch, Euer Kleid. Und wenn Ihr es endlich habt, dann ist der ganze Ärger und Nerv vergessen und Ihr seid einfach nur noch GLÜCKLICH!!! Auch wenn der Weg dahin etwas holperig war. Das kann ich Euch später an einigen Beispielen nochmal verdeutlichen, auch an meinem eigenen.... Meine Brautkleidsuche lief nämlich auch nicht so rund, wie ich erwartet hatte.























Fotos: privat

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